Antrag NR 659 vom 25.09.2018: Diskriminierung bekämpfen
Für die Führung des Deutschen Fußball-Bunds sei er „ein Deutscher, wenn die Mannschaft gewinne, aber ein Migrant, wenn die Mannschaft verliere“, begründete Mesut Özil seinen Rücktritt aus der Fußball-Nationalmannschaft und löste damit eine Debatte aus. Unter dem Hashtag #MeTwo begannen Menschen, ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus in Deutschland via Twitter zu teilen.
Liest man diese Tweets fällt auf, dass ein großer Teil der negativen – aber auch einige positive – den Bereich Schule und Lehrer betreffen. Hier eine kleine Auswahl der Kurztexte auf Twitter:
6. Klasse, Orientierungsstufe. Klassenlehrerin: „Für eine Gymnasialempfehlung hättest du in Deutsch besser sein müssen, das sehe ich bei dir nicht.“ Heute Chefredakteur eines Print-Magazins. #metwo
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Lehrerin will Gymnasialempfehlung nicht geben, Vater muss Druck machen, damit ich sie bekomme. Kämpf mich alleine durch zum Abi, Studium, Promotion ohne Hilfe von irgendwem. Wofür und wem soll ich DE nochmal dankbar sein? Leben in DE ist kein Traum #MeTwo
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Wenn der Lehrer die Klassensprecherwahl wiederholen lässt, weil es ja nicht sein kann, das die einzige „Ausländerin“ gewählt wurde. #metwo
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Mitte der 1990er war ich Rechtsberaterin für MigrantInnen. Hatte immer wieder KlientInnen, die mit einem Schreiben der Schule gekommen sind. „Lehrer hat gesagt, ist gut für Ihr Kind, es bekommt dann Unterstützung, unterschreiben Sie. Was steht drauf?“ – Es war die Zustimmung zum Sonderschulbesuch #metwo
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Es gab diesen einen Lehrer, der mich ermutigt und unterstützt hat. Ohne ihn hätte ich mich wohl nicht getraut einen sicheren Arbeitsplatz aufzugeben und zu studieren. Ich bin ihm unendlich dankbar und würde mir wünschen, dass es mehr solcher Lehrer gibt. #metwo
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Die #metwo Geschichten, die „wir“ euch auf Twitter erzählen, sind die gemütliche Oberfläche des Eisbergs. Was darunter lauert ist Lebenschancen vernichtender, Menschen an den Rand drängender Rassismus. Kein „wir haben es trotzdem geschafft“, sondern ein „ihr habt uns erstickt“.
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Wir sollten diese Berichte ernst nehmen und Eltern und Kinder ermutigen, negative Vorfälle in den Schulen zu melden sowie ihnen Unterstützung anbieten.
Dies vorausgeschickt, möge die Stadtverordnetenversammlung beschließen:
Der Magistrat prüft und berichtet,
– wie häufig Probleme mit der Schule Anlass einer Kontaktaufnahme mit der Ombudsstelle Antidiskriminierung im AmkA sind. Bitte hierzu Zahlen der vergangenen zehn Jahre vorlegen.
– welche Maßnahmen diese Ombudsstelle bei Diskriminierungs-Vorwürfen gegen Schulen und LehrerInnen ergreift.
– welche Möglichkeiten gesehen werden, die Existenz der Antidiskriminierungsstelle bekannter zu machen (z.B. durch Aufkleber in U-Bahnen, Plakate etc.) und Eltern und SchülerInnen dabei zu ermutigen, sich an diese Stelle zu wenden.
– ob die Ernennung von Ombudsleuten für Schulen oder Schulbezirke möglich ist. Diese sollten bei Diskriminierungsvorfällen als erste Ansprechpartner für Eltern und Schüler dienen und zusammen mit dem Schulelternbeirat gewählt werden.
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Antragsteller: Stadtv. Luigi Brillante