Antrag NR 280 vom 10.02.2022: Verbesserung der Chancengleichheit aller Kinder
Nach den Zahlen des aktuell vorliegenden Integrations- und Diversitätsmonitorings, Ausgabe 2017, besuchen ca. 65 Prozent aller Mädchen und weiblichen Jugendlichen mit deutscher Staatsangehörigkeit ein Gymnasium. Bei den Jungen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sind es nur 36 Prozent auf diesem Schulzweig. Seit vielen Jahren beklagen wir diese Bildungs- und Gerechtigkeitslücke – ob sich in den vergangenen fünf Jahren etwas positiv verändert hat, wissen wir nicht, weil der Magistrat bis heute keine aktuellen Zahlen vorgelegt hat.
Es ist aber nicht zu erwarten. Im Gegenteil hat die Pandemie vermutlich die Situation verschärft, da gerade Kinder und Jugendliche aus migrantischen und ärmeren Familien die großen Verlierer waren, da sie selten zuhause die notwendige Unterstützung beim Online-Unterricht erhielten und Nachhilfe von den Eltern finanziell nicht geleistet werden konnte. Ein weiteres Problem ist, dass offenbar Tausende SchülerInnen in der Pandemie monatelang ganz ohne Schulunterricht waren, wie das hessische Kultusministerium bekannt gab. Ich habe dazu im Oktober 2021 eine Anfrage (A 45) gestellt, die noch unbeantwortet ist.
„In Deutschland wird Bildung vererbt“ und „Das Schulsystem ist für Pauls und Annas gemacht, nicht für Hülyas und Mohammeds“, sagt die Journalistin Melisa Erkurt in ihrem neuen Buch „Generation Haram“. Wessen Eltern Akademiker sind, der/die hat eine unfassbar höhere Chance auf Abitur und Studium als Jugendliche mit Migrationsgeschichte und solchen, die aus ärmeren Familien kommen. In welche Familie Kinder hineingeboren werden, sollte aber in diesem Jahrtausend nicht mehr über den gesamten Bildungsweg und die Karriere entscheiden, sondern allein Begabung, Talent und Lernwille.
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
1. Der Magistrat setzt sich für eine Verbesserung der Chancengleichheit aller Kinder in Frankfurt ein.
2. Der Magistrat implementiert effiziente Maßnahmen, um die Hürden zu beseitigen, die Kinder aus bildungsfernen Familien daran hindern, die bestmögliche Bildung zu erlangen.
3. Der Magistrat baut in Zukunft keine Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien mehr, weil sie mit ein wesentlicher Grund für die fehlende Chancengleichheit für arme Kinder und Jugendliche ohne und mit Migrationsgeschichte sind.
4. Der Magistrat entwickelt eine Strategie für mehr integrierte Gesamtschulen (IGS) zum Abbau von Klassen – und Schichtenschranken und für mehr gemeinsame soziales Lernen für alle Kinder.
5. Der Magistrat berichtet über die Erfolge dieser Strategie.
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Antragsteller: Stadtv. Luigi Brillante